Kann man seinen Glauben alleine leben?

Kann man seinen Glauben alleine leben?

Immer wieder einmal begegnen einem Menschen, die zwar sagen, dass sie Christen sind, bzw. an Jesus und die Bibel glauben, die aber darauf beharren, dass sie keine Kirche oder Gemeinschaft brauchen, um Ihren Glauben zu leben. Dies erklären sie dann mit den unterschiedlichsten Begründungen. Manchmal klingen diese gar nicht mal so schlecht. Doch ist es wirklich möglich, alleine zu glauben? Dies wollen wir im Folgenden beleuchten.

Was „Einzelkämpfer“ sagen

Den Satz „Glaube ist Privatsache“ hört man in der Regel von Menschen, die gar nicht wissen, was der Glaube an Jesus überhaupt bedeutet. Wir wissen natürlich, dass Glaube niemals eine Privatsache sein kann, denn die Liebe Gottes will ja weitergegeben werden. Doch Christen, die ohne Gemeinde leben wollen, nennen häufig ein anderes Argrument für eine solche Lebensweise. Es klingt in etwa so:  „Es kommt doch letztlich auf meine Beziehung zu Gott an. Wenn die stimmt, brauche ich keine Gemeinde. Ich kann doch auch so an Jesus Christus glauben. Gott schaut doch in mein Herz“.

Das mag zunächst fromm und logisch klingen. Doch ist es immer wichtig, alles was wir hören, am Worte Gottes zu prüfen. Warum? Weil für einen Christen immer die Bibel der Maßstab dafür ist, was richtig und was falsch ist. Ich hoffe, hierin sind wir auf einer Linie. Diese Prüfung werde ich im Folgenden vornehmen.

Gibt es Argumente pro Leben ohne Gemeinde?

Auf der Suche nach Argumenten für ein „Einzelkämpferchristentum“ in der Bibel stellen wir bald fest, dass sehr schwierig ist, Argumente in der Bibel dafür zu finden, sein Christsein alleine zu leben. Allerdings gab es tatsächlich einzelne Personen, die sich längere Zeit in Ihrem Leben zurückgezogen hatten.  Bei einigen ist zu vermuten, dass sie auch viel alleine, also ohne Geschwister im Glauben, waren, bei anderen ist dies sogar sicher. Doch wer waren diese Menschen? Antwort: es waren von Gott berufene Personen, die einen speziellen, zumeist sehr großen Auftrag vom Herrn bekommen hatten. So sollte Moses das Volk Israel aus der Sklaverei befreien, und verbrachte vorher 40 Jahre (!) in der Wüste. David hütete lange Zeit die Schafe, ehe er von Gott durch Samuel zum König über Israel gesalbt wurde. Johannes der Täufer lebte in der Wüste, ehe er seine Berufung am Jordan antrat. Und von Paulus hören wir, kurz nachdem er sich bekehrt hatte, erst 14 Jahre später, dass er seinen apostolischen Dienst antrat.

Dass es also Menschen in der Bibel gab, die über gewisse Zeiträume in der Einsamkeit lebten, wohl um von Gott für Ihre (große) Berufung vorbereitet zu werden, steht fest. Aber wir sollten uns davor hüten, hieraus zu schließen, dass es Christsein ohne Gemeinde oder Gemeinschaft generell gibt. Und zwar aus zwei Gründen:

  1. Die oben genannten Menschen sind Personen mit einer ganz speziellen und zudem sehr großen göttlichen Berufung. Willst Du Dich also als „Einzelkämpferchrist“ auf diese Personen stützen, musst Du Dich erst einmal fragen, ob Du auch so eine große Berufung hast wie Moses, David, Johannes oder Paulus. Bist Du ein Apostel? Beziehungsweise ein Gemeindegründer? Wenn nicht, dann kommen diese Bibelpassagen für Dich von vorneherein nicht in Frage, um Deine Einsiedlertendenzen zu begründen!
  2. Das wir von Paulus über einen langen Zeitraum nichts hören, heißt keineswegs, dass er nicht in der Zeit seiner Vorbereitung regelmässig in den Tempel des Herrn gegangen ist. Auch Mose hatte Kontakt mit seiner gläubigen Familie in der Wüste. Und auch die Tatsache, dass David Schafhirte war, heißt keineswegs, dass er nicht auch in dieser Zeit ins Gotteshaus ging, um den Herrn anzubeten und Gemeinschaft mit seinen Geschwistern zu haben.

–> erstes Fazit: allein die Tatsache, dass es in der Bibel Menschen gab, die für eine gewisse Zeit eher zurückgezogen lebten, begründet keineswegs die Ansicht, man könne seinen Glauben ohne Gemeinde oder Gemeinschaft leben.

Sieben Gründe, warum Gemeinde und Gemeinschaft unverzichtbar für jeden Christen ist:

1. Gottes ganze Schöpfung beruht auf Gemeinschaft. Gott schuf den Menschen sich als Gegenüber, um mit ihm Gemeinschaft zu haben. (1. Mose 1, 26) Und sogar Gott selbst ist ein Gemeinschaftswesen. Denn: Gott besteht aus Vater, Sohn und Heiliger Geist. Diese drei sind verschiedene Personen, aber untrennbar miteinander verbunden. Sie haben vollkommene, liebevolle, harmonische Gemeinschaft miteinander. Schließlich hat Gott auch gesehen, dass es nicht gut für den Menschen ist, dass er alleine sei. So schuf Er für den Mann die Frau, 1. Mose 2, 18. Wir sehen, alles dreht sich in der Bibel um das miteinander, um Gemeinschaft.

2. Gemeinschaft hält die Flamme des Glaubens am Brennen! In der Apostelgeschichte lesen wir über eine große Erweckung, die damals geschah. Täglich kamen viele Menschen zum Glauben, die der Gemeinde hinzugetan wurden. Wenn Du eine glühende Kohle bist, kannst Du leicht ausgehen. Befindest Du Dich aber in einem Haufen voller glühender Kohlen, ist dies nicht so leicht möglich. Die Welt draußen ist von Teufel regiert. Sie beeinflusst Dich täglich, ob Du willst oder nicht. Wer hier seinen Glauben leben will, der muss seine geistliche Flamme am Brennen halten. Dies ist ohne gegenseitige Unterstützung auf Dauer unmöglich. Viele traurige Beispiele von Menschen die sich – mit was für Begründungen auch immer – isoliert haben, zeigen, dass ihr Glaube jämmerlich erloschen ist. Leider rede ich hier aus Beobachtung und Erfahrung.

3.  Gemeinschaft bewahrt vor Verwirrung und Irrlehren Ich bin im Laufe meines Lebens mehrfach Christen begegnet, die von sich aus überhauptnicht in der Lage waren, zwischen falscher und richtiger Lehre zu unterscheiden. Es ist einfach so, dass nicht jeder Christ die Gabe der Geisterunterscheidung, Erkenntnis oder Lehre hat. Es ist ja auch nicht jeder ein Auge oder ein Kopf, sondern wir sind alle unterschiedliche Glieder eines Leibes. Lies bitte mal 1. Korinther 12, 12 bis 31. Schon diese Verse des Paulus machen offenbar, dass man sich als Glied eines Leibes nicht einfach vom Rest des Körpers trennen kann. Wenn jedenfalls gläubige Menschen, die sich isolieren, keine Gabe der Unterscheidung besitzen, dann sind in ihrem Leben der Verwirrung und den Irrlehren Tür und Tor geöffnet. Dies ist natürlich sehr gefährlich für ihr geistliches Leben.

4. Gemeinschaft hält demütig! Leider haben wir als Christen – genau wie die Jünger damals schon – immer die Tendenz, uns künstlich zu erhöhen, um besser vor anderen dazustehen. Dies steht aber Gottes Prinzipien total entgegen. Denn Gott fordert uns immer wieder auf, uns zu demütigen, damit ER uns erhöhen kann. Ein bekannter geistlicher Leiter sagte einmal völlig zurecht: „Der Weg nach oben führt nach unten“. Wenn wir uns für niedrig erachten, hebt uns Gott in die Höhe. Nirgends können wir das lernen ausser in der Gemeinschaft mit anderen Christen. Denn es ist leicht zu behaupten, dass man Gott liebt. Zeigen tut es sich aber nur daran, ob wir unseren Bruder oder Schwester lieben, wie gut wir sie ertragen, wie oft wir ihnen vergeben, usw… Wenn wir hier aussteigen, dann zeigen wir, dass wir nicht mehr bereit sind, uns dem Prozess Gottes zu unterwerfen.

5. Gemeinschaft bewahrt davor, in Sünde und Welt zurückzufallen. Wer alleine als Christ leben will und sich bewußt von Seinen Geschwistern isoliert, der ist in akuter Gefahr, sich bald wieder der Welt anzugleichen und in alle Arten von Sünden zu fallen. Dies, weil er alleine oft nicht die Kraft hat, diesen Anfechtungen und Versuchungen zu widerstehen. Hören wir doch die Worte des Paulus, wo er uns warnt in Hebräer 10, 24 bis 26. (bitte lesen!). Er schreibt, dass wir unsere Versammlungen nicht verlassen sollen. Aus Vers 26, der einer der erschreckensten Verse im Wort Gottes ist, können wir schließen, dass viele, die sich der Gemeinschaft entzogen, wieder in grobe Sünden zurückgefallen sind. Paulus sagt hier, dass es dann für sie keine Hoffnung auf Errettung mehr gibt! Vorsicht also, liebe Geschwister! Wir haben keine Wahl, ob wir in Gemeinschaft leben wollen oder nicht!

6. In der Gemeinschaft können wir Gott dienen. Und vor allem dort! Gott hat die Gemeinde zu einem Ort gesetzt, wo wir Ihm, unserem wunderbaren Vater im Himmel, und unseren lieben Geschwistern, dienen können. Die Bibel lehrt uns in Galater 6, 10, dass wir überall Gutes tun sollen, zuallererst aber an unseren Glaubensgeschwistern. Dies ist zum allergrößten Teil nur in der Gemeinde möglich. Sie ist ein Ort des Dienens und der Jüngerschaft. Unser Herr erwartet von uns, dass wir gute Werke tun und Frucht für Ihn bringen. Deshalb hat Er, der Herr Jesus, uns die Gemeinde, deren Haupt Er ist, gegeben. Verpasse diese Möglichkeit nicht!

7. Ohne starke Gemeinschaft bist Du Satans Angriffen ausgesetzt. In Matthäus 16, 18 sagt Jesus, dass die Pforten der Hölle Seine Gemeinde nicht überwältigen werden. Sonderst Du Dich aber ab, setzt Du Dich der Gefahr aus, von genau dieser Hölle besiegt zu werden! Weißt Du, was Gemeindezucht bedeutet? Paulus sagte, er habe jemandem dem „Satan übergeben“. Was meint das? Nun, nichts weiter als das diese Person aufgrund ihrer Sünde aus der Gemeinde ausgeschlossen wurde. (1. Korinther 5, 5). Pass nun gut auf: jemand, der von der Gemeinde weggeht, übergibt sich damit freiwillig dem Herrschaftsbereich des Satans! Denn er setzt sich freiwillig dieser Gemeindezucht aus! Dies ist nicht nur sehr töricht, sondern hat über kurz oder lang auch unabsehbare Folgen für Sein geistliches Leben.

Ergebnis und Fazit: 

Glaube soll und muss in der Gemeinschaft der Heiligen gelebt werden. Dazu hat Gott die Gemeinden eingesetzt. Es gibt hierzu keine Alternative. Gott warnt uns in Seinem Wort davor, die Gemeinschaft zu verlassen. Und Er gibt dem Leben in der Gemeinde viele Verheißungen. Das es Zeiten bei einzelnen Menschen gibt, wo sie sich zurückziehen und auf Ihre Berufung vorbereiten, etwa zu längeren Gebetszeiten, begründet keine Ausnahme hiervon. Auch in „Wüstenzeiten“ solltest Du daher mit einer lebendigen Gemeinde verbunden sein. Gott segne Dich.

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